An Detlefsens Grab

Theodor Mahler, 1953

Wieder gehört ein Lebensjahr der ewig stillstehenden Vergangenheit an. Für mich, Frau und Tochter war es ein Jahr der Gesundheit und der friedlichen Arbeit. Anfang Oktober vorigen Jahres war ich eine Woche bei wunderschönem Herbstwetter in Kehdingen ünd fuhr über Wischhafen-Glückstadt-Hamhurg wieder nach Biedenkopf. In Glückstadt wurden alte Erinnerungen aus der Pennälerzeit wieder wach, besonders erinnerte ich mich an den alten Direktor Detlefsen, den ich bei meinem Abgang aus der Unterprima im Oktober 1900 zuletzt gesehen habe, und es überkam mich das Verlangen, seine letzte Ruhestätte aufzusuchen. Das war nun gar nicht so ganz einfach. Zunächst wurde ich an das Grab des alten Rektor Hansen verwiesen, über dessen Grab seine Bronzebüste auf einem Metallgestänge schwebte.

Wenn die Büste wohl auch nicht ganz porträtähnlich war, so zeugt sie doch von der rührenden Dankbarkeit seiner Schüler. Schwieriger war es, das Grab Detlefsens zu finden. Wenn ich daran denke, wie yor über 50 Jahren der so populäre und geachtete Mann, wenn er in langsam ruhendem Schritt durch die Straßen Glückstadts ging, mit Ehrfurcht begrüßt wurde, so muß es doch etwas wehmütig stimmen, wenn man heute an seinem ungepflegten Grab steht. Nach langem Suchen und schließlicher Anfrage bei der Friedhofsverwaltung habe ich dann doch die Ruhestätte des verehrten Direktors gefunden. Wenn auch die Aufstellung einer Büste heute wohl nicht in Frage kommt, da sie schon von einem namhaften Künstler geschaffen werden müßte, so würde doch wohl die Pflege des Grabes ohne allzu große Kosten möglich zu machen sein. Vielleicht dürfte es zweckmäßig sein, gelegentlich des Konventes vom 28. August diese Angelegenheit zur Sprache zu bringen.

In:61. Jahresbericht der Vereinigung ehemaliger Primaner des Gymnasiums zu Glückstadt von 1887; 1954. (Theodor Mahler, Kreisarzt a. D., Medizinalrat, Dr. med. Biedenkopf/Lahn, Land Hessen).